Was ist systemisch?


Zentral an der systemischen Beratung sind nicht so sehr besondere Methoden - die gibt es auch -, sondern in erster Linie geht es um eine Haltung. Als systemische Beraterin gehe ich von der Autonomie der Klientin/des Klienten aus und interessiere mich dafür, mit welchen Strategien und Verhaltensweisen das Leben bisher bewältigt wurde. Ratsuchende sind Expertinnen und Experten ihrer selbst, keiner benötigt ein Patentrezept, das man ihm von außen verabreicht. Vielmehr geht es um eine gemeinsame Suche, eigene Ressourcen aufzudecken und Antworten zu finden, die jeder von uns in sich trägt. Die Interventionen dienen daher Angeboten, die Wirklichkeit auch mal anders und neu zu sehen und die eigenen Möglichkeiten zu erweitern.


Die systemische Haltung ist die des Respekts, der Unvoreingenommenheit, des Interesses und der empathievollen Wertschätzung. Jeder Mensch ist einzigartig, „falsche“ Sicht- oder Verhaltensweisen gibt es nicht. Weder dem Problem, noch dem Mensch, noch der Lösung wird daher einer Wertung beigelegt.



Darüber hinaus betrachtet systemische Beratung Probleme oder Schwierigkeiten, die Menschen in Beratung führen, nicht isoliert, sondern richtet den Blick auf den größeren Zusammenhang. Hilfreich zum Verständnis ist hierbei das Bild eines Mobiles: die einzelnen Lebensbereiche eines Menschen sind nicht unverbunden, sondern stehen in Beziehung zueinander.

Nimmt man an einer Stelle eine Veränderung vor, verändert sich gleichzeitig auch viel an den anderen Punkten des Mobiles – an der einen Stelle vielleicht nur wenig, an einer anderen vielleicht um so mehr. Probleme entstehen dann, wenn sich das Mobile festhakt und das System an einer Stelle erstarrt. Aufgabe ist dann, das Ganze wieder in eine fließende Bewegung zu bringen, nicht einen Teil zu reparieren.
 

Foto:© Petra Lüdemann